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Raphael
erklärt was.
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Seit
der Produktion von "Die Piraten" glaube ich
an Wunder.
Um
nur einige Beispiele zu nennen: 1. Durch widrige Umstände
sass ich plötzlich ohne Black Sheba da. Ich telefonierte
in der halben Schweiz herum auf der Suche nach einer Sheba
mit verruchter, dunkler, rauchiger Stimme. Ich erhielt
nur Absagen, denn der nächste Aufnahmetermin war
Freitag. Mittwoch Abend erhielt ich dann die Zusage von
Ruth Schwegler; am Donnerstag schickte ihr das Mauskript
express nach Bern; am Freitag stand sie im StarTrack-Studio
hinter dem Mikrofon und spielte Sheba. An dieser Stelle
mein Kompliment an Ruth.
2.
Der Tag, an dem die Szene aufgenommen wurde, in welcher
Vanity von Happy Dan Pew auf der Insel Aves geschnappt
wird. Die französischen Piraten sollen "Milor'"
singend an Land rudern. Wirwaren alle schon im Studio,
als mir einfiel, dass ich den verdammten Text zu diesem
Piaf-Song nicht hatte. Aufs Geratewohl fragte ich in die
Runde, ob irgend jemand den Text von "Milor'"
auswendig könne. Mayeul Schaeppi, Schauspieler und
Stuntman französischer Zunge, sagte: "Aber ja!"
und schrieb uns den Text auf.
Eher gemein hingegen fand ich, dass ich selber mitspielen
musste. Mike Müller, der sich für die Rolle
des Firebeard interessiert hatte, musste aus Termingründen
absagen, und hier fand ich keinen adäquaten Ersatz.
Und Colonel Tom Blood, eigentlich die wichtigste Rolle,
wollte ich mit äusserster Sorgfalt besetzen. Bis
ich wenige Tage vor der ersten Aufnahme merkte, ich hatte
Blood beim Casting vollkommen verdrängt, ihn einfach
vergessen. Ich hatte zu dieser Zeit gerade eine leichte
Grippe hinter mir, und meine Stimme war vom Husten etwas
angegriffen, was der Figur des Blood etwas kaputtes gab.
Jedesmal aber, wenn sich meine Stimme wieder zu erholen
drohte, stand eine Szene als Firebeard auf dem Aufnahmeplan,
was die Heiserkeit in nullkommanichts wieder zurückbrachte.
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Raphael
und Olifr in der Regie |
Die
Aufnahmen haben sehr Spass gemacht, und es war klasse,
mit Leuten zu arbeiten, die sich nicht zu schade waren,
für eine Parodie einmal voll in die Klischee-Kiste
zu greifen. Wunderbar auch, als Sylvia einen "Jolly
Roger", die klassische Piratenfahne, mitbrachte und
an die Wand hängte. Sie hängt jetzt in meinem
Büro, nachdem ich sie von Sylvia zum Geburtstag geschenkt
bekam.
Was wir zuweilen aus dem Tonstudio machten, muss für
unseren Tonmeister Olifr der reinste Horror gewesen sein.
Unser
RequisiteurTuggi
Demmerle war meistens damit beschäftigt, frische
Gemüsekisten anzuschaffen, die dann bei diversen
Gelegenheiten zertrümmert wurden: Da mussten Türen
eingetreten, Schiffe versenkt und ganze Zimmermöblierungen
zerlegt werden. Wenn Firebeard einen Tobsuchtsanfall hatte,
ging natürlich etwas zu Bruch. Bei drei bis vier
Takes kam da ganz schön was zusammen.
Mehrmals
musste ich mir den Vorwurf der Detailverliebtheit gefallen
lassen; dennoch wollte ich in erster Linie ein Hörspiel,
das inhaltlich wie in seinem Charakter der Romanvorlage
möglichst entsprach. Deshalb war wohl das Schönste
die Reaktion von George MacDonald Fraser, als ich ihm
sein Belegexemplar geschickt hatte. In seinem Brief stand:
"...als ich hörte, dass jemand aus meinen Piraten
ein Hörspiel machen will, war ich skeptisch, aber
als ich die erste CD einlegte und als erstes die Musik
von Erich Wolfgang Korngold erklang, haben Sie mein Herz
gewonnen." (Raphael
Burri)
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Im
Aufenthaltsraum des StarTrack-Studios werden die Rollen
erarbeitet und entwickelt und das Zusammenspiel geprobt. |
Sylvia
Garatti (Lady
Vanity):
Besteige
am 5. April 1999 frühmorgens und hundemüde den
Zug und wage eine Fahrt ins Unbekannte- in meiner Tasche
ein abenteuerliches Script, im Bauch Vorfreude gemischt
mit Lampenfieber. Ich kenne kaum eine/n der Beteiligten,
geschweige denn den Regisseur und bin gespannt, was auf
mich erwartet. Am Bahnhof in Schaffhausen treffe ich auf
zwei ebenbürtig verschlafene Schauspieler. Zu dritt
betreten wir einen kleinen, chaotischen Raum voller unbekannter
Gesichter. Es herrscht gedämpfte Unruhe; Tatendrang
und Nervosität liegen in der Luft. Erste Hürde:
Wer ist hier der Regisseur? Ich versuche, der Stimme,
mit der ich telefoniert habe, ein Gesicht zuzuordnen.
Gerade als ich mich entschieden habe und auf einen der
Männer zusteuern will (wie sich später herausstellt,
handelt es sich um den Tontechniker) tritt ein anderer
Mann auf mich zu und befreit mich aus meiner misslichen
Lage. Er stellt sich als Initianten der ganzen Sache vor-
eigentlich hätte ich es gleich merken können.
Dankbar trinken wir einen ersten Kaffee, mümmeln
Croissants und beschnuppern uns gegenseitig. Die erste
Leseprobe ist ein voller Erfolg: Der Funke springt, der
Text wird im Nu lebendig und wir stürzen uns voll
Freude auf unsere Figuren und die schrägen Dialoge.
Wir werden tollkühner, drücken auf die Tube
und benehmen uns innert kürzester Zeit bereits wie
ein eingeschworener Haufen. Also ab ins Studio! Ein Traum
wird wahr: Piraten! Abenteuer! Romantik! Wir legen uns
ins Zeug, improvisieren übermütig mit Text,
Requisiten und Mikrofon, geben alles, kugeln uns vor Lachen,
spucken ins Mikrofon, gestikulieren und hampeln, das Chaos
bricht aus, Spielfreude überbordet, und immer ist
irgendjemand reif für ein Bier. Auf wundersame Weise
verlieren weder Crew noch Kapitän den Kurs, und so
entwickelt sich das Ganze zu einer aufregenden und schönen
Zusammenarbeit. Ein guter Stern wacht über uns "Piraten",
und so taucht eine Bande unverbesserlicher IdealistInnen
während Wochen in einem Studio am Rande der Kleinstadt
ab, schippert hart am Bug fernen Weiten und einem unbekannten
Hafen entgegen...
Raphael
Burri: ...zu anderen Inseln unter einem anderen
Mond. Und zu weiteren Hörspielen, möchte ich
meinen.
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Rut
Schwegler, Aki Rickert und Sylvias Jolly Roger |
Tom
Krailing (Akbar der Verdammte, Bellamy, Gatte einer
Dame und Coatlpult):
Wenn
ich an die Aufnahmen zu "Die Piraten" zurückdenke,
dann kommen mir zwei Sachen in den Sinn: mein erster Tag,
zu spät, noch halb besoffen und mit üblem Gestank
aus meinem Rachen. Und dann gleich die Szene, in der ich
als Akbar die holde Vanity zu vergewaltigen versuche.
Ich hab ein Fisherman's Friend nach dem anderen reingehauen...
Grässlich. Zweitens die Szene am Strand als Quatlpult
mit Millns als Patzlqtln. First Take und zusammenbrechende
Regie. Yeah.
Raphael
Burri: Stimmt, Olifr und ich, und alle, die im
Regieraum sassen und zuguckten, haben vor Lachen in die
Hosen gemacht. Die beiden waren aber auch zu komisch.
Der ganze Take dauert eben mal 26 Sekunden und war auf
Anhieb so gut, dass wir gar nicht erst eine weitere Version
aufnahmen.
Ruth
Schwegler (Black Sheba):
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Ruth
in Ketten |
Eine
Szene zwischen Bodo und mir ist mir besonders in Erinnerung
geblieben. Das war lustig. Die Szene spielt im Urwald;
im Studio liegt Bodo am Boden auf dem Teppich, und ich
sitze rittlings auf seinem Bauch und bedrohe ihn verbal
erotisch. Er tat mir so leid, aber es schien ihm nichts
ausgemacht zu haben, denn er meinte ein paar mal: "Ach,
lass es uns noch einmal machen." (hi hi.) Zum Glück
hat der Mensch Humor.
Raphael
Burri: Ja, ich erinnere mich. Im Regieraum hatten
wir eine Riesengaudi deswegen. Überhaupt waren die
Kuss-Szenen - "Knutsch-Szenen", wie wir sagten
- von grossem Unterhaltungswert: Da vernahm man den hingeschmachteten,
geseufzten und gestöhnten Text und das Schmatzen
und Grunzen der Küsse, und wenn man hinsah, standen
die Akteure in schicklicher Entfernung zueinander vor
den Mikrophonen und knutschten ihre eigenen Unterarme
- ein Bild für Götter! Bodo war echt Klasse.
Nachdem sich Ruth in einer Knutsch-Szene ziemlich heftig
an ihn rangeschmissen hatte, sagte sie zu ihm in der Pause
nach dem Take: "Ich hoffe, das war nicht zuviel für
dich." Graziös winkte er ab und meinte: "Ach,
weißt du, dazu bin ich viel zu professionell!"
Walter
Millns (Black Bilbo, Patzlqtln, Spieler):
Fechten
und Hörspiel ergibt fürs Auge eine der lächerlichsten
Darstellungen. Helden und Bösewichte vereint auf
einem winzigen Holzbrett, den Text in der einen, Degen
in der anderen Hand. Vor der Nase das Mikrophon. Während
die Beine und Schuhwerk sowas wie einen wilden, unkoordinierten
Stepptanz aufführen, reiben sich die Klingen der
Degen liebevoll aneinander, hauen sich da ein bisschen,
tun dort ein vorsichtiges Hiebchen, mal ein Lärmchen,
während sich die "Todfeinde" - lautstark
wohlgemerkt! - gegenseitig die Pest an den Hals und den
Tripper an den Pimmel wünschen. In der Stimme den
Haudegen, der Körper ein bisschen schwul; so sieht
Fechten im Hörspiel aus was soll man da noch
ernst nehmen?!
Raphael
Burri: Touché! Stimmt schon was der Mann
sagt. Und er muss es ja wissen, schliesslich spielte er
den gefürchteten Black Bilbo, den Mann mit der schnellsten
Klinge von St. Kitts bis zur Koromandelküste. Nun,
zum einen Waren die Platzverhältnisse im Studio für
Degenduelle etwas beengt, zum anderen hatten wir auch
den Mikrofonen Sorge zu tragen. Aber Spass hat's gemacht,
gell, Walti?
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Auf
des Toten Mannes Kiste: Blood und Avery im Zweikampf
- Für die zahlreichen Fechtszenen wurde vor dem
Mikrophon wirklich gefochten. |
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